Geburtstag

 

15.3.  

 

Im Allgemeinen werden hier Geburtstage kaum gefeiert. Nicht in der Schule, nicht zu Hause. „Meine“ Familie feiert zu Hause, allerdings nur die Geburtstage der Kinder. Umso unglaublicher ist es, wie sehr meiner zelebriert wurde! Da ich meinen Ehrentag ungern unbeachtet verbringe, schon erst recht nicht in der Fremde, habe ich vorsorglich das Datum und dessen Bedeutung für mich vorher erwähnt.

 

Also: Alle Klassen brachten mir Ständchen, von den „Mananitas“ bis zu „Happy birthday“. Dazu gesellten sich Geschenke (5 Schals, Geschirr, Süßigkeiten und v.a. so reizende Briefchen und Bilder, so dass mir echt die Tränen in die Augen schossen. Zum Glück war ich beim Lesen allein und konnte mich ganz meiner Rührung hingeben. Danach ging es aber erst richtig los: Am Nachmittag hieß es, es gäbe eine „Aktivität“ für die Kinder und ob ich nicht zugucken wolle. Klar, interessiert mich, also mit auf den Sportplatz gegangen. Von wegen Aktivität für die Kinder: Für MICH hatten sie etwas vorbereitet, nämlich eine Pinata! Das ist eine aus Pappmaschee gebastelte Puppe, die innen hohl und mit Süßigkeiten gefüllt ist. Diese Puppe wird aufgehängt und das Geburtstagskind muss mit einem Stab so lange drauf hauen, bis sie kaputt ist und die Süßigkeiten herausfallen, auf die sich dann alle Anwesenden stürzen. Klingt einfach -  erschwert aber dadurch, dass mir die Augen verbunden wurden und die Pinata mit einem Haken an einer langen Schnur befestigt, immer wieder von meinem Schlag wegzogen wurde (Böser Danilo!).  Das war eine Riesengaudi, für alle Anwesenden! Für Juan, den Schulleiter, der auch bald Geburtstag hat, hatten sie auch eine Pinata vorbereitet und ich konnte das Spektakel auch einmal mit angucken. Damit war aber nicht genug: Am Abend gab es noch eine rauschende fiesta! Meine Kollegin Ingrid hatte mir tags zuvor angekündigt, dass am nächsten Abend eine Lehrerkonferenz abgehalten würde. Ich war darüber nicht begeistert (Geburtstag!) und kündigte gleich an, dies erst einmal mit Juan zu besprechen und dann wahrscheinlich nicht zu kommen. Daher mussten meine Kollegen mir die fiesta leider ankündigen. Die gestaltete sich dann so: Im Essraum wurde eine lange Tafel aufgebaut, an der wir ein sehr leckeres chinesischen Gericht verspeisten, das ein Kollege extra aus Momostenango antransportiert hatte.  Heruntergespült wurden die Köstlichkeiten mit cerveca, (Bier) das ausreichend floss. Und danach: die Geburtstagstorte! Es ist hier üblich, dass das Geburtstagskind in die Torte hineinbeißt. Es hilft nichts, zu versuchen, dies möglichst dezent zu tun, da sich von hinten ein böser Mensch nähert, der einen kräftig in die Torte hineindrückt! So auch bei mir, wobei der Druck doch -meinem würdigen Altern entsprechend – einigermaßen dezent ausfiel. Dennoch: Mein Gesicht war weiß und die Torte deutlich markiert. Der markierte Teil gehört dann auch dem Geburtstagskind – ein riesiges Stück! Nach all dem Schlemmen waren wir alle prallvoll und arbeiteten ein paar Kalorien mit Tänzen ab. War auch sehr lustig – selbstredend. Also: Das war ein unglaublicher Tag – ein Zeichen für Hochachtung und Respekt und für unglaubliche Gastfreundschaft!